Charaktere: 9 | 3m, 6w (9n)

Besetzung: 9 Darsteller | Variationen möglich

Spieldauer: 90

Spielalter: Jugendliche, Erwachsene

Publikum: Ab 14

Szenen/Akt: 25

Bilder: 5 (kleine Veränderungen)

Tarif: 4

Mindestgebühr/Auff.: 60,00 EUR

Projekt Poesie

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Projekt Poesie

Kann die Magie der Worte die Fesseln des Leistungssystems lösen? Ein kritischer Blick auf Schule & Leistung, Worte & Kreativität, Poesie & Sein am Beispiel eines Deutsch-Leistungskurses von Sara Gallasch

Eine Tragödie in 5 Akten.

Der Deutsch-LK von Frau Finke ist in sich gespalten:
Da ist Yasmina, die von den Anderen meistens als „Streberin“ bezeichnet wird und sich selbst nie gut genug ist, und da sind Lilou und Jonathan, die beide ein aufrichtiges Interesse an Literatur und Sprache haben. Der Rest des Kurses - Marten, Emily, Eva und Anna - kann mit dem Fach eigentlich kaum etwas anfangen.

Es war nur die einfachere Wahl, denn: Deutsch ist ja ein „Laberfach“ und man kommt schon irgendwie auf seine 10, 12 Punkte.

Frau Finke findet das schade und möchte ihre SchülerInnen auf eine etwas andere Art an die deutsche Sprache heranführen. Sie ermutigt die Jugendlichen also dazu, eigene Texte zu schreiben und im Unterricht Poetry Slams zu veranstalten – ganz ohne Bewertung oder „richtige“ und „falsche“ Interpretation.

Der Schuldirektor duldet dies allerdings nicht lange und verbietet die Slams, woraufhin die SchülerInnen einen Boykott organisieren. Sie weigern sich, die Deutschklausur zu schreiben und erscheinen nicht mehr zum Unterricht.
Der Schuldirektor weiß diesem Aufstand aber ein Ende zu bereiten und zum Schluss werden die nun zusammenhaltenden Jugendlichen dazu gezwungen, sich dem Leistungssystem der Schule wieder zu fügen.

Anmerkung der Autorin:
Es gibt eine optionale Zusatzszene, um dem Publikum etwas Zuversicht zu geben: Marten, der von der Schule geflogen ist, stellt einen selbst organisierten Poetry Slam vor.

Theaterpädagogische Betrachtung zu „Projekt Poesie“

1. Inhalt und Thema

Projekt Poesie ist eine Tragödie in fünf Akten, die sich kritisch mit Schule, Leistung, Sprache und Kreativität auseinandersetzt. Im Zentrum steht ein Deutsch-Leistungskurs, dessen Mitglieder sehr unterschiedlich mit dem Fach und dem Thema Leistung umgehen.

Frau Finke, die Lehrerin, will mehr als bloße Noten: Sie möchte, dass ihre Schüler*innen Sprache als Ausdrucksmittel entdecken und eigene kreative Texte entwickeln. Doch das rigide Schulsystem und die Autorität des Schuldirektors verhindern das Entfalten von Freiheit und Kreativität. Der Widerstand der Jugendlichen gegen das System führt zum Konflikt und einer bitteren Niederlage, die das Spannungsfeld von Individualität und Institution sichtbar macht.

2. Gesellschaftlicher Bezug

  • Das Stück beleuchtet die Zwänge und Leistungsdruck im heutigen Schulsystem.
  • Es thematisiert die Bedeutung von Sprache als Werkzeug der Selbstentfaltung und des Widerstands.
  • Die Handlung zeigt, wie kreative Impulse oft von starren Strukturen erstickt werden und wie schwierig es ist, sich gegen Autoritäten durchzusetzen.
  • Es spricht wichtige Fragen an: Wie viel Raum bleibt für Poesie, für das „Sein“ jenseits von Noten und Leistung? Welche Rolle spielt Gemeinschaft und Solidarität in diesem Kontext?

3. Dramaturgische Besonderheiten

  • Die Inszenierung als Tragödie unterstreicht die Tragik, die entsteht, wenn Kreativität und Freiheit im System scheitern.
  • Die Figurenvielfalt – von engagierten „Strebern“ bis zu desinteressierten Schüler*innen – zeigt unterschiedliche Perspektiven und Konflikte.
  • Der Boykott als kollektives Handeln bringt politische Themen wie Protest, Demokratie und Zivilcourage ins Spiel.
  • Die Figurenentwicklung vom individuellen Kampf zur gemeinsamen Aktion macht den Wandel erlebbar.

4. Theaterpädagogische Chancen

a) Sprache und Ausdruck:

  • Das Stück bietet die Möglichkeit, kreative Schreib- und Performance-Formate wie Poetry Slam einzubinden.
  • Spielerisch kann mit Wort, Rhythmus und Stimme experimentiert werden.

b) Rollen- und Perspektivwechsel:

  • Durch das Einnehmen verschiedener Schüler*innen- und Lehrkräfte-Positionen werden Konflikte erlebbar gemacht.
  • Empathie für unterschiedliche Sichtweisen kann gefördert werden.

c) Demokratie und Protest:

  • Diskussionen über Machtstrukturen, Autorität und Widerstand werden angeregt.
  • Das Thema zivilgesellschaftlicher Protest lässt sich praxisnah bearbeiten.

d) Umgang mit Scheitern und Solidarität:

  • Die Tragik des Endes ermöglicht Auseinandersetzung mit dem Umgang von Niederlagen.
  • Das Zusammenrücken der Schüler*innen als Schlussbild steht für Hoffnung und Gemeinschaft.

5. Pädagogische Impulse

  • Wie kann Schule mehr sein als Leistung und Noten?
  • Welche Bedeutung hat Sprache für Identität und Ausdruck?
  • Wie reagieren Jugendliche auf Druck und Einschränkungen?
  • Was bedeutet Zusammenhalt in einer Gemeinschaft mit unterschiedlichen Interessen?
  • Wie können kreative Protestformen aussehen?

Fazit:
Projekt Poesie lädt Zuschauer und Spieler*innen ein, kritisch über Schule, Sprache und Freiheit nachzudenken. Es zeigt, wie wichtig es ist, Raum für Kreativität und Ausdruck zu schaffen – auch wenn das bestehende System das nicht immer zulässt.