Charaktere: 5 | 3w, 2m, Chöre
Besetzung: 5 Darsteller | geschlechterspezifische Variationen und Doppelbesetzungen möglich
Spieldauer: 90
Spielalter: Erwachsene, Jugendliche
Publikum: Ab 12
Szenen/Akt: 12
Bilder: 4
Tarif: 4
Mindestgebühr/Auff.: 60,00 EUR
Daidalos. Torso.
Ein Theatertext über die Frage, wie Geschichten erzählt und zugleich umgeformt werden, bis zur Auflösung aller Rollen.
Faden einer Geschichte Linie.
Unter einer Maske einig hebt ein Chor an, die Geschichte des Daidalos zu erzählen, kommt durch sie auseinander, bis sich die Variante mit dem längeren Atem durchsetzt. Die Frauen: Naukrate, Frau/Ariadne, Andere Frau/Pasiphae, die den Erfinder umgeben, schweigen bis Daidalos spricht, Minos sich einmischt, sie ihr Recht einfordern, ihre Erlebnisse aus der Geschichte einzubringen. Die Gestalten der Mythologie werden von den Lebenden kritisiert und unterstützt, bis die Toten mit den Lebenden uneins werden und ausbrechen. König Minos will zu Wort kommen: Die Geschichte seiner Jugend bis zu ihrer Gegenwart. Das Recht auf seiner Seite bildet sich kräftig ein Gegenchor. Geschichte und Vorgang sehen sich missbraucht. Der Schauspieler erhebt verzweifelt Einspruch. Was soll ein Mensch dem Menschen, wenn der Lauf der Dinge durch Gewalt bestimmt wird? Wozu braucht es den Schauspieler, das Theater? Bedient es sich nicht der Gewalt, die es kritisiert? Zerstritten greifen Vorgang und Geschichte ein. Geschichte löst sich von Vorgang und schreibt sich selbst weiter.
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Die Geschichte des Daidalos
Ist nicht nur die Geschichte des Ikarus
Die wie vom Katheder herunter
Den Jungen erzählt wird
Sie ist auch die Geschichte eines Mordes
Denn Ikarus fiel aus allen Himmeln
Da Daidalos den Talos vom Felsen stürzte
Daidalos dem Athener Richterspruch
Aber dem Sohn nicht entkam
Wurde Ikarus vorenthalten worauf Talos kam
Sodass der Lehrer den Schüler
Nicht nur um sein Leben brachte
Sondern ihn auch wie eine Schlange zu verscharren suchte
Um kein Wort mehr von ihm
Um kein Wort mehr über ihn zu lassen
Sodass er dem Sohn
Nur den Ratschlag geben konnte
Die Gebote des Vaters zu befolgen
Sodass der Ikarus die Gelegenheit nutzte
Den starken Wind unter seinen künstlichen Flügeln
Sich vom Alten zu befreien
Und hoch hinaus an das Licht flog
Um gleich herabzustürzen
Und auch nicht mehr gesehen wurde
Denn der Vater achtete auf seinen Weg
Denn der Vater ließ den Sohn
Auf sich bedacht nur einen Teil
Und nicht das ganze Leben
Das der Junge seinem Instinkt folgend
Aber im falschen Moment sich nehmen wollte
Und ihn auf seinem Flug hinab
Nur noch ein Nichts zur Verfügung stand
Was ist alles in einer Geschichte
Wenn die Geschichte eine Geschichte ist
Wie ist Fragen in der Welt
Die für alles Antworten hat
Phillippos Sohn des Aristophanes
Wie sein Vater einer der Komödien schrieb
Soll ein Stück über den Daidalos verfasst haben
Es ist verloren gegangen und wir wissen nur
Das es vorhanden gewesen sein soll
Aus welchen Gründen müssen wir
Auf dieses Stück verzichten
Ist es verbrannt
In einer Schublade einem Schrank
Oder in einer Bibliothek umgekommen
Hat es die Kriege nicht überdauert
Wir wissen es nicht
So entdecken wir die Geschichte neu
Gehen zurück um etwas für uns herauszuholen
Aber die von Phillippos Aufgeschriebene ist verloren
Und ihre aufmerksame Ausführung wie wir vermuten
Bestimmt erzählen wir die Geschichte des Daidalos anders
Ob sie anders verläuft wissen wir nicht
Wir wissen nur was sich in Jahrhunderten nicht verändert hat
Und so kann es geschehen dass wir
Immer die gleichen Geschichten erzählen
Und uns nur auf eine andere Art streiten