Charaktere: 7 | 1w, 6m

Besetzung: 7 Darsteller | geschlechterspezifische Variationen möglich

Spieldauer: 90

Spielalter: Erwachsene, Jugendliche, Kinder

Publikum: Ab 6

Szenen/Akt: 18 Szenen / 26 Lieder

Bilder: 1

Tarif: 3

Mindestgebühr/Auff.: 75,00 EUR

Räuber Hood


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Räuber Hood

oder genug für alle reicht manchen nicht.

Moritat nach ‘A Geste of Robyn Hode’ des Druckers Wynkin de Worde und anderen altenglischen Volksliedern. 
Von Gerd Knappe

Der Text versucht hinter die wahre Geschichte einer Legende zu kommen, wie aus Räubern Spender wurden.

Solange es arm und reich gibt, solange wird auch die Gestalt des Gerechten lebendig sein.

Immer weiter erzählt nährt die Legende von Robin Räuber Hood den Mut zur Gerechtigkeit.

"

VOM NICHT GENUG

Genug ist nicht genug.

Drum braucht es den Betrug.
Wenn einer alles hat,
Ist er noch lange nicht satt.
Dass ein Viel mehr werde,
Überall auf der Erde.
Stellt mancher anderen ein Bein.
Reich sein ist gefährlich und fein.

AUSLIED

Für alle reicht es nicht.
Das ist ein übles Gerücht.
Bei einem beschaulichen
Und bescheidenen Leben,
Wird es für alle was geben.
Es gibt für alle genug.
Doch seid auf der Hut,
Dass euch niemand nimmt,
Was ihr braucht.
Denn diese Leute gibt es auch.

Hinweis & Empfehlung der Redaktion:
Das bei uns ebenfalls verfügbare Werk 'Maid Marin' - auch von Gerd Knappe - ist die gekürzte Version von 'Räuber Hood', allerdings erzählt aus der Sicht von 'Maid Marin', auch sehr als Puppenspiel geeignet.



Theaterpädaogsche Perspektive:


Gerd Knappes "Räuber Hood" ist eine Moritat, die tief in der Legende von Robin Hood verwurzelt ist und die zeitlosen Themen von sozialer Gerechtigkeit, Reichtum und Armut aufgreift. Das Stück beleuchtet, wie eine Figur vom "Räuber" zum "Spender" wird und wie diese Transformation bis heute als inspirierende Legende dient.

Themen

Dieses Stück behandelt folgende wichtige und gesellschaftlich relevante Themen:

  • Soziale Ungerechtigkeit und Klassengegensätze: Der zentrale Konflikt dreht sich um die Kluft zwischen Arm und Reich. Die Legende von Robin Hood ist ein direktes Resultat dieser Ungleichheit und sein Handeln ein Versuch, sie zu überwinden.
  • Transformation und moralischer Wandel: Der Text stellt die Frage, wie aus "Räubern Spender wurden". Dies erforscht die Möglichkeit des Wandels in der Motivation und im Handeln, weg von persönlicher Bereicherung hin zu altruistischer Gerechtigkeit.
  • Die Definition von "Genug": Die Zeile "genug für alle reicht manchen nicht" kritisiert die Unersättlichkeit und Gier bestimmter Individuen oder Systeme, die auch dann noch mehr verlangen, wenn bereits ausreichend vorhanden ist.
  • Die Macht der Legende und des Erzählens: Die Moritat unterstreicht, dass die Geschichte von Robin Hood "immer weiter erzählt" wird und "den Mut zur Gerechtigkeit nährt". Dies betont die Bedeutung von Mythen und Erzählungen für die Vermittlung von Werten und die Inspiration zu sozialem Engagement.
  • Mut und Zivilcourage: Robin Hoods Handeln ist ein Akt des Mutes gegen eine übermächtige Ungerechtigkeit. Das Stück feiert den Mut, sich für das Richtige einzusetzen.

Spielanreize

Als Moritat bietet "Räuber Hood" verschiedene theatrale Möglichkeiten:

  • Erzählerische Form: Eine oder mehrere Personen können als Moritatensänger:innen agieren, die die Geschichte direkt dem Publikum erzählen. Dies erlaubt eine direkte Ansprache und das Kommentieren des Geschehens.
  • Visuelle Unterstützung: Moritaten werden oft mit Tafelbildern, Rollbildern oder Projektionen begleitet, die die Handlung illustrieren. Dies kann das visuelle Element des Stücks stark bereichern und die Geschichte zugänglicher machen.
  • Musikalische Untermalung: Altenglische Volkslieder oder eigens komponierte Melodien können die Moritat untermalen und die emotionalen Höhepunkte hervorheben. Ein oder zwei Musiker:innen auf der Bühne verstärken den Moritat-Charakter.
  • Stilisierte Darstellung: Die Figuren (Robin Hood, seine Männer, die Reichen, die Armen) können typisiert und überzeichnet dargestellt werden, um ihre Rolle im sozialen Gefüge zu verdeutlichen.
  • Chorische Elemente: Eine Gruppe kann die "Armen" oder die "Reichen" darstellen und deren Stimmen und Haltungen chorisch ausdrücken.
  • Spiel mit Sprache: Die Sprache der Moritat ist oft rhythmisch und bildhaft. Dies lädt zu einer starken Sprechgestaltung ein, die die Poesie und die Botschaft des Textes betont.

Zielgruppenansprache

Das Stück eignet sich hervorragend für:

  • Mittel- und Oberstufe (ca. 12-18 Jahre): Die Themen soziale Gerechtigkeit, Reichtum und Armut sind für diese Altersgruppen besonders relevant und bieten Diskussionsstoff.
  • Theater-AGs, die sich für politische oder soziale Themen interessieren: Es ist eine gute Möglichkeit, Theater als Medium zur Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragen zu nutzen.
  • Projekte zu Märchen und Legenden im gesellschaftlichen Kontext: Das Stück kann als Ausgangspunkt für die Untersuchung dienen, wie Geschichten soziale Funktionen erfüllen.
  • Ensembles, die mit erzählerischen Theaterformen arbeiten möchten: Die Moritat-Form bietet eine interessante Alternative zu traditionellen Stückformen.

Umsetzungsideen

  • Reduziertes, flexibles Bühnenbild: Eine eher leere Bühne, die durch wenige, symbolische Requisiten (z.B. eine große Waage für Gerechtigkeit, ein Berg aus Goldmünzen, ein Bettlerumhang) die verschiedenen Schauplätze andeutet.
  • Kostüme als soziale Marker: Die Kostüme können klar die Zugehörigkeit der Figuren zu "arm" oder "reich" markieren, vielleicht auch überzeichnet, um die Gegensätze zu betonen.
  • Licht als Fokus: Gezielte Lichtkegel können den Erzähler, einzelne Figuren oder die projizierten Bilder hervorheben.
  • Interaktive Elemente: Die Moritat kann so gestaltet werden, dass das Publikum zum Mitsingen, Mitsprechen oder zum Kommentieren aufgefordert wird, um die "nährende" Kraft der Legende zu spüren.
  • Verwandlung der "Räuber": Die Wandlung von "Räubern" zu "Spendern" kann durch kleine, aber wirkungsvolle Aktionen der Figuren oder durch das Umgehen mit den Requisiten (Gold, das geteilt wird) sichtbar gemacht werden.

Rollenarbeit

Die Arbeit an den Rollen erfordert von den Spieler:innen:

  • Für die Erzähler:innen/Moritatensänger:innen:
    • Klare Artikulation und starker Ausdruck: Die Fähigkeit, die Geschichte fesselnd zu erzählen und die moralische Botschaft zu vermitteln.
    • Rhythmisches Gespür: Das Verständnis für den Rhythmus und die Musikalität des Moritatentextes.
    • Direkte Publikumsansprache: Die Fähigkeit, eine Verbindung zum Publikum aufzubauen und es in die Geschichte hineinzuziehen.
  • Für die Figuren (Robin Hood, die Reichen, die Armen):
    • Typisierung und Überzeichnung: Die Charaktere sind oft Archetypen. Ihre Haltungen, Gesten und Stimmen sollten diese Typisierung humorvoll oder dramatisch unterstreichen.
    • Klarheit der Botschaft: Die Spieler:innen müssen die Haltung ihrer Figuren zur sozialen Ungerechtigkeit klar herausarbeiten.
    • Verkörperung des Wandels: Für Robin Hood und seine Männer die physische und emotionale Darstellung ihrer Transformation von Räubern zu Gerechtigkeitskämpfern.

"Räuber Hood" ist ein kraftvolles und aktuelles Stück, das die Legende von Robin Hood nutzt, um über die zeitlosen Fragen von Gerechtigkeit, Reichtum und der Rolle des Einzelnen im Kampf gegen soziale Ungleichheit nachzudenken.