Charaktere: 10 | 10n

Besetzung: 10 Darsteller | Variationen (oder ein Puppenspieler)

Spieldauer: 90

Spielalter: Erwachsene, Jugendliche

Publikum: Ab 12

Szenen/Akt: 3 Akte | 23 Szenen

Bilder: 1

Tarif: 4

Mindestgebühr/Auff.: 60,00 EUR

Theater AG

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Theater AG

Wenn das reelle Drama einzug hält: Suizid eines Mitschülers. Von Stefan Lage.

10 Schüler, Alter: 14-16 Jahre, kommen in die regelmäßig stattfindende Theater AG. Es wird schnell klar, dass ein Mitschüler, der diesmal nicht anwesend ist, sehr unbeliebt ist und von allen in irgendeiner Form geärgert wird.

Die Schüler warten auf den Lehrer (der nie kommt) und unterhalten sich dabei. Plötzlich erfährt die Gruppe vom Suizid des unbeliebten Mitschülers. Der Zusammenhalt in der Gruppe kommt daraufhin ins Wanken, die Gruppe zersplittert. Es werden gegenseitige Vorwürfe gemacht und unterschwellige Abneigungen kommen ans Licht. Es wird dabei immer klarer, dass der tote Mitschüler von den anderen gemobbt wurde.

Freundschaften werden auf die Probe gestellt bis jeder mehr oder weniger für sich alleine da steht. Ein Schüler übernimmt immer mehr die Rolle desjenigen, der das Fehlverhalten der anderen offen legt. Letztlich bleibt jedoch ungewiss, ob und bei wem Schuld vorliegt, die justiziabel (= Blaulicht) belangt werden kann.



Theaterpädagogische Betrachtung zu „Theater AG“ von Stefan Lage

1. Inhalt und Thema

Das Stück „Theater AG“ konfrontiert das Publikum – und vor allem die Spieler:innen – mit einer existenziellen und hochsensiblen Situation: Dem Suizid eines Mitschülers, der innerhalb der Gruppe wiederholt Ziel von Ausgrenzung und Mobbing war.
Ohne moralischen Zeigefinger zeigt Stefan Lage auf, wie Dynamiken des Wegschauens, Mitläufertums und gruppendynamischer Ausgrenzung in eine Katastrophe führen können – und wie schwer die Frage nach individueller Verantwortung im Nachhinein zu beantworten ist.

2. Relevanz für Jugendliche

  • Das Stück berührt ein Thema, das in vielen Schulen real ist – auch wenn darüber selten offen gesprochen wird.
  • Es bietet Jugendlichen einen Raum, sich mit gruppendynamischen Prozessen, Schuldfragen und moralischer Verantwortung auseinanderzusetzen.
  • Gerade durch den Spiel-im-Spiel-Rahmen einer Theater-AG wird ein Reflexionsraum geschaffen, der zwischen Fiktion und Realität vermittelt und intensive Identifikationsmöglichkeiten erlaubt.

3. Dramaturgische Stärken

  • Die Struktur ist offen und dialogbasiert, ideal für ein arbeitsteiliges, prozessorientiertes Proben in Gruppen.
  • Die Figuren sind realitätsnah, haben klare Konfliktlinien, aber keine eindimensionalen Zuschreibungen – das ermöglicht eine differenzierte Figurenarbeit.
  • Die Lehrkraft bleibt abwesend, was die Jugendlichen ins Zentrum rückt und ihnen auf der Bühne maximale Handlungsverantwortung überträgt.

4. Theaterpädagogische Impulse und Ansätze

a) Rollenbiografien & Empathietraining

  • Wer war der verstorbene Schüler für jede/n einzelne/n? Was war der eigene Anteil an seinem Schicksal – und wie wird das in der Rückschau erlebt?
  • Einzelinterviews, Biografieskizzen, Tagebucheinträge aus Rollenperspektive fördern Tiefe und Verständnis für komplexe Schuld- und Trauerprozesse.

b) Gruppendynamik & soziale Rollen

  • Übungen zu Gruppenzugehörigkeit, Außenseitertum und Einfluss innerhalb eines sozialen Systems (z. B. Soziogramm, Statusarbeit, Rollentausch) helfen, das Thema „Mitverantwortung“ erfahrbar zu machen.
  • Reflexion: Wann kippt ein Witz in Mobbing? Wie entsteht Gruppenzwang?

c) Forumtheater / Szenische Alternativen

  • Anhand ausgewählter Konfliktszenen lassen sich verschiedene „Was-wäre-wenn“-Versionen durchspielen.
  • Die Jugendlichen können so aktiv Handlungsalternativen erproben, z. B.: Was hätte ich tun können, um einzugreifen? Wie hätte sich der Verlauf ändern können?

d) Reflexion & Umgang mit Betroffenheit

  • Das Stück eignet sich nur mit verantwortungsvoller theaterpädagogischer Begleitung.
  • Vor und nach den Proben bzw. Aufführungen sollten Gespräche über persönliche Betroffenheit und psychische Belastung eingeplant sein – gegebenenfalls mit Unterstützung durch Schulsozialarbeit oder externe Fachstellen.

5. Altersgruppe & Voraussetzungen

  • Empfehlenswert ab 9. Jahrgangsstufe (14+)
  • Einsatz in Theater-AGs, Projektwochen oder in Zusammenarbeit mit Präventionsprojekten zu Mobbing und psychischer Gesundheit
  • Ein Vorgespräch mit der Gruppe ist unerlässlich, um freiwillige Teilnahme, emotionale Sicherheit und gegebenenfalls Triggerwarnungen zu besprechen

Fazit:
Theater AG ist ein herausforderndes, aber wichtiges Stück für die theaterpädagogische Arbeit an Schulen. Es wirft fundamentale Fragen nach Schuld, Verantwortung und Mitgefühl auf – und ermöglicht Jugendlichen einen tiefgehenden, emotional ehrlichen und zugleich geschützten Zugang zu Themen, die im Schulalltag oft verdrängt werden.
Es eignet sich nicht nur als Spieltext, sondern auch als Ausgangspunkt für nachhaltige Sensibilisierung gegen Mobbing und Ausgrenzung.