Nerd oder Freak
Angesagt oder abgesagt? Wo passt man rein, wenn man nirgends so richtig reinpasst?
Bühnenstück von Benjamin Lutz
Pixel ist ein Nerd.
Er schreibt gute Noten und vertieft sich in seinen Computer. Das kommt innerhalb der Schulhof-Hierarchie allerdings nicht unbedingt gut an und so drangsalieren ihn die Coolen, die Schönen und die Mächtigen an
der Schule. Also entwickelt er gemeinsam mit anderen Einzelgängern die Strategie der Unsichtbarkeit. Wer nicht auffällt, wird in Ruhe gelassen. Allerdings steht plötzlich die Wahl zum Schülersprecher an und damit die Chance aus der Nichtigkeit der abgesagten Schüler in die Wichtigkeit der Angesagten Schüler zu wechseln.
Hinzu kommen Intrigen und Wahlbetrug
und plötzlich vermischt sich das so starre Bild der Pausenhof-Klischees, dass am Ende nicht nur ein Schülersprecher gewählt wird, mit dem niemand rechnet, sondern auch die Einsicht heranreift, dass jeder ein bisschen Nerd oder Freak ist und das ist gar nicht einmal schlecht.
Theaterpädagogische Perspektive:
"Nerd oder Freak" von Benjamin Lutz ist ein scharfzüngiges Bühnenstück, das sich humorvoll und doch tiefgründig mit den Themen Angesagt oder abgesagt? und der Frage auseinandersetzt: Wo passt man rein, wenn man nirgends so richtig reinpasst? Es ist eine aktuelle Geschichte über Schulhof-Hierarchien, Selbstfindung und die Überwindung von Klischees.
Zur Handlung
Pixel ist ein klassischer Nerd: Er schreibt gute Noten und verbringt seine Zeit am liebsten vor dem Computer. Doch diese Eigenschaften kommen in der starren Schulhof-Hierarchie überhaupt nicht gut an. Die "Coolen, die Schönen und die Mächtigen" drangsalieren ihn und andere Einzelgänger. Um den Schikanen zu entgehen, entwickelt Pixel mit seinen Freunden die Strategie der Unsichtbarkeit: Wer nicht auffällt, wird in Ruhe gelassen.
Doch plötzlich steht die Wahl zum Schülersprecher an, und damit ergibt sich eine unerwartete Chance: die Möglichkeit, aus der Nichtigkeit der "abgesagten" Schüler in die Wichtigkeit der "angesagten" Schüler zu wechseln. Intrigen und Wahlbetrug mischen sich in den Wahlkampf, und das so starre Bild der Pausenhof-Klischees beginnt zu bröckeln. Das Stück kulminiert in einer überraschenden Schülersprecherwahl und der wichtigen Erkenntnis, dass jeder ein bisschen Nerd oder Freak ist – und das ist gar nicht einmal schlecht.
Themen
Das Stück beleuchtet folgende relevante und psychologische Themen:
- Schulhof-Hierarchien und Gruppenzwang: Das Stück zeigt die oft brutalen Dynamiken in Schulen, wo soziale Status und das Bedürfnis nach Zugehörigkeit zu Ausgrenzung führen können.
- Identität und Zugehörigkeit: Die zentrale Frage "Wo passt man rein?" spiegelt die Suche vieler Jugendlicher nach ihrer eigenen Identität und einem Platz in der Gemeinschaft wider.
- Vorurteile und Klischees: Das Stück dekonstruiert die Begriffe "Nerd", "Freak", "angesagt" und "abgesagt" und zeigt, wie oberflächlich und irreführend solche Kategorisierungen sein können.
- Mut zur Sichtbarkeit: Pixels Strategie der Unsichtbarkeit wird durch die Schülersprecherwahl herausgefordert, was ihn und die anderen Einzelgänger dazu zwingt, aus ihrer Komfortzone herauszutreten und für sich einzustehen.
- Intrigen und politisches Spiel: Der Wahlkampf bringt Aspekte von Manipulation und Wettbewerb hervor, die auch in der Erwachsenenwelt zu finden sind, hier aber auf kindgerechte Weise dargestellt werden.
- Selbstakzeptanz und Vielfalt: Die abschließende Erkenntnis, dass "jeder ein bisschen Nerd oder Freak ist und das ist gar nicht einmal schlecht", ist eine starke Botschaft für Akzeptanz, Individualität und die Wertschätzung von Unterschieden.
Spielanreize
Das Stück bietet durch seine aktuelle Thematik, die klaren Charaktere und die spannende Handlung vielfältige und dynamische Spielanreize:
- Typische Schulhof-Figuren: Die "Coolen, die Schönen und die Mächtigen", die Nerds und Freaks bieten Darstellern die Möglichkeit, überzogene, aber erkennbare Charaktere zu spielen, die aus dem Alltag der Schüler bekannt sind.
- Entwicklung der Charaktere: Besonders Pixel und seine Freunde durchlaufen eine interessante Entwicklung von der Unsichtbarkeit zum aktiven Gestalten.
- Komödiantische Elemente: Die absurden Regeln der Schulhof-Hierarchie, die Versuche, unsichtbar zu bleiben, und die Verstrickungen im Wahlkampf bieten viel Potenzial für humorvolle Dialoge und Situationskomik.
- Spannung durch den Wahlkampf: Intrigen, Wahlbetrug und die Ungewissheit des Wahlausgangs schaffen einen dramatischen Spannungsbogen, der das Publikum fesselt.
- Relevanz für das Zielpublikum: Die Thematik spricht Schülerinnen und Schüler direkt an und ermöglicht eine hohe Identifikation.
- Visuelle Darstellung von "Nerd" und "angesagt": Kostüme und Bühnenbild können die Klischees der verschiedenen Gruppen überzeichnen und so den Witz des Stücks verstärken.
Zielgruppenansprache
Das Stück eignet sich hervorragend für:
- Mittelstufe (ca. 10-16 Jahre): Die Themen der Schulhof-Hierarchie, Identitätssuche und Gruppendynamik sind für diese Altersgruppe hochrelevant.
- Schul-Theater-AGs und Jugendtheatergruppen: Es bietet viele Rollen für ein größeres Ensemble und eine Thematik, mit der sich die jungen Darsteller leicht identifizieren können.
- Projekte zu den Themen Mobbing, soziale Ausgrenzung, Vielfalt und Selbstakzeptanz: Das Stück kann als Ausgangspunkt für Diskussionen und Workshops dienen.
Umsetzungsideen
- Bühnenbild: Ein flexibles Bühnenbild, das einen Schulhof, Klassenräume oder das Wahllokal andeutet. Projektionen können genutzt werden, um soziale Medien oder Pixels Computerwelt zu visualisieren.
- Licht und Sound: Dynamische Lichtwechsel, die die verschiedenen Stimmungen (drangsalierend, geheimnisvoll, aufregend im Wahlkampf) unterstreichen. Musik, die die verschiedenen "Gruppen" charakterisiert (z.B. angesagte Popmusik für die Coolen, elektronische Klänge für Pixel).
- Kostüme: Überzogene Kostüme, die die Klischees der verschiedenen Schulhof-Typen betonen (z.B. typische "Nerd"-Kleidung, übertrieben "coole" Outfits).
- Körpersprache: Die Unsichtbarkeitsstrategie kann durch eine spezifische, unauffällige Körpersprache dargestellt werden, die sich im Laufe des Stücks zu selbstbewussteren Bewegungen wandelt.
- "Wahlkampf"-Elemente: Plakate, Reden, Diskussionen, die den Wahlkampf lebendig machen.
Rollenarbeit
Die Arbeit an den Rollen erfordert von den Spieler:innen:
- Für Pixel: Die Darstellung seiner anfänglichen Ängstlichkeit und Unsichtbarkeit, seiner Intelligenz und seiner Entwicklung zu einem mutigen Anführer.
- Für die "Coolen/Schönen/Mächtigen": Die Darsteller müssen ihre Überheblichkeit und ihr Mobbingverhalten glaubhaft, aber auch mit einer gewissen Komik darstellen, die die Absurdität ihrer Klischees zeigt.
- Für die anderen Einzelgänger: Sie können Pixels Verbündete sein und ihre eigenen spezifischen Eigenheiten haben, die sie "anders" machen.
- Für die Wahlkampf-Intriganten: Diese Rollen erfordern List, Überzeugungskraft und die Fähigkeit, das Publikum zu manipulieren.
- Ensemble-Spiel: Die Dynamik zwischen den verschiedenen Gruppen auf dem Schulhof ist entscheidend und erfordert ein starkes Zusammenspiel des gesamten Ensembles.
"Nerd oder Freak" ist ein schlagfertiges und berührendes Stück, das den Alltag vieler Jugendlicher aufgreift und eine wichtige Botschaft über Selbstakzeptanz und die Schönheit der Individualität vermittelt. Es ist ein Stück, das zum Nachdenken anregt und gleichzeitig unterhält.