Five Days

Eine ergreifende Screwball Komödie von Smilla Nollund

Der elfjährige Lukas lebt mit seinen Eltern und seiner Schwester zwar zusammen, aber eigentlich leben alle ein bisschen aneinander vorbei.
Als nach einer Blutuntersuchung ein Engel zu ihm kommt und ihm mitteilt, dass er nur noch fünf Tage zu leben habe, fragt er sich zum ersten Mal, wer er eigentlich ist und was er möchte.

Die Nachricht bringt das eingefahrene Gefüge erheblich zum Wanken und auch wenn sich am Ende alles als riesengrosser Irrtum herausstellt, sind die Akteure letztendlich nicht mehr die, die sie anfangs waren.


Theaterpädagogische Perspektive:

Smilla Nollunds "Five Days" ist eine ergreifende Screwball-Komödie, die ein ernstes Thema – die Konfrontation mit der eigenen Sterblichkeit – auf humorvolle und tiefgründige Weise behandelt. Das Stück nutzt die Schocknachricht als Katalysator, um ein scheinbar eingefahrenes Familienleben zu durchbrechen und eine Transformation der Charaktereanzustoßen.

Themen

Das Stück beleuchtet folgende wichtige und berührende Themen:

• Sinnfindung und Prioritätenverschiebung: Lukas' Diagnose zwingt ihn und seine Familie, sich zum ersten Mal intensiv mit der Frage auseinanderzusetzen, was im Leben wirklich zählt. Es geht darum, die eigenen Wünsche und die Beziehungen zueinander neu zu bewerten.
• Kommunikation und Familie: Die Familie lebt "aneinander vorbei". Die Nachricht über Lukas' verbleibende Zeit wirkt wie ein Schock, der die Kommunikationsbarrieren aufbricht und die Familienmitglieder zwingt, sich ehrlich miteinander auseinanderzusetzen.
• Die Illusion der Endlichkeit als Katalysator: Obwohl sich die Diagnose als Irrtum herausstellt, ist die Bedrohung der Endlichkeit der entscheidende Impuls für Veränderung. Das Stück zeigt, wie eine extreme Situation Menschen dazu bringen kann, ihr Leben zu überdenken.
• Humor in der Krise: Als Screwball-Komödie findet das Stück Humor in der absurden Situation und den überzogenen Reaktionen der Charaktere. Dies erlaubt es, ein ernstes Thema auf eine zugängliche und unterhaltsame Weise zu behandeln.
• Transformation und Neubeginn: Am Ende sind die "Akteure letztendlich nicht mehr die, die sie anfangs waren". Das Stück feiert die persönliche Entwicklung und die Chance auf einen Neuanfang in den Beziehungen.

Spielanreize

Das Stück bietet durch seine Mischung aus Drama und Komödie vielfältige Spielanreize:

• Charakterentwicklung: Alle Familienmitglieder durchlaufen eine deutliche Entwicklung, was reichlich Material für vielschichtige Charakterarbeit bietet. Die Spieler:innen können die anfängliche Distanz, die aufbrechenden Emotionen und die finale Transformation überzeugend darstellen.
• Screwball-Elemente: Die Komödie lebt von schnellen Dialogen, absurden Situationen und überzogenen Reaktionen. Dies erfordert präzises Timing, schnelle Wechsel und pointiertes Spiel.
• Der Engel als Figur: Die Ankunft des Engels ist ein fantastisches Element, das Raum für visuelle Effekte, besondere Kostüme und eine gewisse mystische Präsenz bietet. Der Engel kann auch als Katalysator für die Reflexion der Charaktere dienen.
• Emotionale Achterbahn: Das Stück wechselt zwischen Momenten der Verzweiflung, Wut, Liebe und ausgelassenem Humor. Das Spiel muss diese emotionalen Schwankungen glaubhaft darstellen.
• Dialogwitz: Eine Screwball-Komödie ist oft reich an spritzigen und cleveren Dialogen, die von den Spieler:innen mit Tempo und Ausdruckskraft umgesetzt werden müssen.
• Familiendynamik: Die Darstellung der verschiedenen Generationen (Eltern, Kinder) und ihrer jeweiligen Perspektiven und Konflikte ist zentral.

Zielgruppenansprache

Das Stück ist hervorragend geeignet für:

• Mittel- und Oberstufe (ca. 14–18 Jahre): Die Themen der Sinnsuche, der Familiendynamik und der Konfrontation mit der Endlichkeit sind für Jugendliche in dieser Altersgruppe besonders relevant und bieten Diskussionsstoff.
• Theater-AGs, die eine anspruchsvolle Komödie mit emotionaler Tiefe inszenieren möchten: Es ist ideal, um an Charakterentwicklung, komödiantischem Timing und dem Spiel mit ernsten Themen zu arbeiten.
• Ensembles, die Lust auf herausfordernde Rollen und schnelles Spiel haben.

Umsetzungsideen

• Realistisches Bühnenbild mit surrealen Elementen: Die Familiensituation könnte in einem alltäglichen Wohnzimmer oder einem ähnlichen Setting dargestellt werden, das jedoch durch die Anwesenheit des Engels oder spezifische Requisiten leicht surreal wird.
• Lichtstimmungen: Der emotionale Verlauf des Stücks kann durch Lichtwechsel unterstützt werden – von tristen Anfangslicht zu helleren, hoffnungsvolleren Stimmungen am Ende.
• Sounddesign: Dramatische Musikeinlagen bei der Verkündung der Nachricht, humorvolle Soundeffekte bei den Reaktionen der Familie und atmosphärische Klänge, wenn der Engel erscheint.
• Visuelle Metaphern: Wie können die "fünf Tage" visuell sichtbar gemacht werden, z.B. durch eine Countdown-Uhr, die im Hintergrund tickt, oder durch wechselnde Requisiten?
• Interaktion mit dem Publikum: Obwohl es keine explizite Aufforderung dazu gibt, könnte die Screwball-Natur des Stücks ein gewisses Augenzwinkern zum Publikum erlauben.

Rollenarbeit

Die Arbeit an den Rollen erfordert von den Spieler:innen:

• Für Lukas: Die Darstellung eines elfjährigen Jungen, der plötzlich mit einer existentiellen Krise konfrontiert wird. Er muss seine anfängliche Verwirrung und seine spätere Klarheit glaubhaft machen.
• Für die Eltern und die Schwester: Die Spieler:innen müssen die Entwicklung von anfänglicher Distanz und Unverständnis zu echten emotionalen Ausbrüchen und der Wiederentdeckung der familiären Bindung glaubhaft machen. Sie müssen sowohl ihre komischen, überzogenen Reaktionen als auch die darunter liegenden Ängste und Sorgen zeigen.
• Für den Engel: Eine Figur, die sowohl ernsthaft als auch vielleicht ein bisschen trocken oder bürokratisch wirken kann, um die Absurdität der Situation zu unterstreichen. Der Engel ist der Auslöser der Komödie.
• Präzises Timing: Für alle Charaktere ist das komödiantische Timing in den Dialogen und Reaktionen von entscheidender Bedeutung, um den Screwball-Charakter des Stücks zu entfalten.
• Emotionale Bandbreite: Die Spieler:innen müssen in der Lage sein, schnell zwischen Lachen und Weinen, Wut und Zärtlichkeit zu wechseln.

"Five Days" ist eine mutige und humorvolle Komödie, die eine ernste Botschaft über die Bedeutung des Lebens und der Beziehungen vermittelt, ohne dabei den Spaß und die Absurdität aus den Augen zu verlieren. Es bietet eine wunderbare Gelegenheit, ein Ensemble herauszufordern und das Publikum zu berühren und zu unterhalten.