Charaktere: 3 | 1w, 2m

Besetzung: 3 | eine sehr kleine Rolle ohne Text dabei

Spieldauer: 90

Spielalter: Erwachsene, Jugendliche

Publikum: Ab 12

Szenen/Akt: 8

Bilder: 1

Tarif: 4

Mindestgebühr/Auff.: 60,00 EUR

Der Schmetterling

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Der Schmetterling

Ein 'Kennenlernen' von Christian Wüster.

Ein Theaterstück zum Gaza-Konflikt, der Unversöhnlichkeit, des Hasses, der Trauer und der Hoffnung ...

Das Theaterstück "Der Schmetterling" spielt in einer kargen Wüstenlandschaft, in der eine nicht detonierte Fliegerbombe steckt. ​ Die Handlung dreht sich um die Begegnung zwischen Rafiq, einem palästinensischen Finanzanalysten, und Shai, einem israelischen Ziegenhirten und ehemaligen mathematischen Statistiker. ​

Zu Beginn folgt Aischa, ein fröhliches Mädchen, einem bunten Schmetterling und trifft auf Rafiq, dem sie etwas ins Ohr flüstert. ​ Rafiq begibt sich daraufhin zur Hauptbühne, wo er Shai auf der Bombe sitzend entdeckt. Die beiden Männer beginnen ein Gespräch, das von Misstrauen und Neugier geprägt ist. Sie diskutieren über die Bombe, ihre Berufe und ihre Lebensansichten.

Im Verlauf des Stücks versuchen sie, die Herkunft der Bombe zu ermitteln, was zu Spannungen führt, als sie feststellen, dass die Bombe entweder palästinensischen oder israelischen Ursprungs ist. ​ Trotz dieser Erkenntnis beschließen sie, die Plakette der Bombe zu entfernen und ihre Begegnung nicht von der politischen Realität bestimmen zu lassen.

Das Stück endet damit, dass Rafiq und Shai einen langsamen Walzer tanzen und sich auf ein weiteres Treffen am nächsten Tag freuen. Ihre Begegnung symbolisiert die Möglichkeit eines friedlichen Miteinanders trotz der Konflikte zwischen ihren Völkern. ​ Die Detonation der Bombe am Ende des Stücks lässt offen, ob ihre Bemühungen von Dauer sein können. ​


Theaterpädagogische Betrachtung zu „Der Schmetterling“

1. Inhalt und Themen

Das Stück behandelt auf sehr symbolische und poetische Weise den Nahostkonflikt, konkret den Gaza-Konflikt, und lotet dabei die Themen Unversöhnlichkeit, Misstrauen, Hass, Trauer und Hoffnung aus.
Die zentrale Begegnung zwischen Rafiq (Palästinenser) und Shai (Israeli) auf einer nicht detonierten Fliegerbombe macht den Konflikt physisch und metaphorisch greifbar. Gleichzeitig schafft die Szene des Walzertanzes einen zarten Kontrapunkt und öffnet Raum für einen vorsichtigen Dialog und das gemeinsame Menschsein trotz der schwierigen politischen Realität.

2. Dramaturgische und symbolische Ebene

  • Die nicht detonierte Bombe als zentrales Symbol steht für die latente Gefahr, den andauernden Konflikt und die zerstörerische Last, die beide Seiten tragen.
  • Das Gespräch zwischen Rafiq und Shai eröffnet eine Perspektive jenseits von Vorurteilen und politischen Zuschreibungen.
  • Die Figur der Aischa, die einem Schmetterling folgt, steht für Unschuld, Leichtigkeit und Hoffnung auf Wandel.
  • Die Entscheidung, die Plakette der Bombe zu entfernen, symbolisiert den Versuch, sich von der politischen Geschichte zu lösen und neu anzufangen.

3. Gesellschaftliche und politische Relevanz

  • Das Stück thematisiert den schwierigen Weg zu Verständigung und Frieden in einem der längsten Konflikte der Gegenwart.
  • Es vermeidet einfache Schuldzuweisungen und zeigt, wie tief Misstrauen und Schmerz verwurzelt sind, aber auch, wie Begegnung und Dialog möglich sein können.
  • Die offene Schlussszene mit der Bombendetonation lässt bewusst Raum für Interpretation: Hoffnung und Gefahr liegen eng beieinander.

4. Theaterpädagogische Chancen

a) Empathie- und Perspektivwechsel:

  • Das Spiel mit zwei sehr unterschiedlichen Figuren aus gegnerischen Lagern eröffnet die Möglichkeit, Perspektivenwechsel zu üben und Empathie zu fördern.
  • Spielerisch können Jugendliche in die Rollen von Rafiq und Shai schlüpfen und Konflikte sowie Verständigungsversuche ausloten.

b) Symbol- und Figurenarbeit:

  • Arbeit mit Symbolen wie der Bombe, dem Schmetterling und dem Tanz – sowohl als Spiel- als auch als Bühnenbildmaterial.
  • Die Figur der Aischa kann als Bindeglied zu einer kindlichen oder hoffnungsvollen Sichtweise dienen.

c) Umgang mit Konflikten:

  • Das Stück eignet sich hervorragend, um in Workshops über die Mechanismen von Konflikten, Vorurteilen und Feindbildern zu sprechen.
  • Es lädt dazu ein, gemeinsam nach friedlichen Lösungsansätzen und der Bedeutung von Kommunikation zu suchen.

d) Spielerische und ästhetische Elemente:

  • Der Walzer als choreografisches Element kann im Ensemble erarbeitet und als Symbol für Nähe trotz Differenzen genutzt werden.
  • Die Bühne mit der Bombe als zentrales Requisit oder Bühnenbild bietet Raum für kreative Gestaltung.
  • Die Nutzung von Flüstern, nonverbalen Gesten und rhythmischen Sprechgesang kann die Atmosphären des Stücks verstärken.

5. Methodische Impulse für Workshops

  • Improvisationen: Szenen zwischen Rafiq und Shai, in denen sie sich über ihre unterschiedlichen Hintergründe austauschen oder gegenseitige Vorurteile hinterfragen.
  • Symbolspiele: Bewegungs- und Ausdrucksübungen mit dem Schmetterling als Metapher für Freiheit und Hoffnung.
  • Diskussionsrunden: Reflexion über persönliche Erfahrungen mit Konflikten und der Bedeutung von Vergebung und Versöhnung.
  • Choreografie: Gemeinsames Erarbeiten des Walzertanzes als Ausdruck einer friedlichen Begegnung.
  • Kreatives Schreiben: Eigene Szenen oder Monologe aus der Perspektive von Aischa, Rafiq oder Shai, in denen Hoffnung und Angst thematisiert werden.

Fazit:
„Der Schmetterling“ ist ein poetisch-symbolisches Stück, das schwierige politische Konflikte in eine bewegende, sehr persönliche Begegnung übersetzt. Es eignet sich hervorragend für Jugendtheaterprojekte, die sowohl politische Bildung als auch ästhetische und spielerische Erfahrungen verbinden wollen. Das Stück fördert durch seine offenen und zarten Momente eine Haltung von Dialogbereitschaft und Hoffnung – ein wichtiger Impuls gerade im Umgang mit Konflikten.